Les Rencontres de la photographie d'Arles
7.7.2014 — 21.9.2014
Anlässlich der 45. Rencontres d'Arles zeigt The Walther Collection mit Typology, Taxonomy and Seriality die erste übergreifende Präsentation von Werken von Künstler*innen aus Afrika, China, Japan, Europa und Nordamerika aus den sammlungseigenen Beständen. Kuratiert von Brian Wallis, untersucht die Ausstellung, wie das Ordnen von Fotografien in Sequenzen und Typologien unsere visuelle Kultur beeinflusst.
Während der gesamten Epoche der Moderne wurde die Fotografie dazu benutzt, die Dinge der Welt zu klassifizieren. Frühe fotografische Medien wie die Daguerreotypie, Ferrotypie oder cartes de visite zeichneten sich häufig durch stark konventionalisierte Darstellungen verschiedener Personengruppen aus und nutzten die Formate der Typologie, Taxonomie und Serialität, um die komplexen Sozialstrukturen moderner Industriestaaten zu analysieren und zu katalogisieren. Die der Klassifizierung von Fotografien zugrunde liegende Logik formt im Glauben an die wissenschaftliche Objektivität der fotografischen Aussage zugleich unser visuelles Bewusstsein. Einige Fotografen verfolgen einen subjektiven, oft skeptischen Ansatz im sozialen Aufbau ihrer fotografischen Aussage, der sich in typologischen Rastern, Serien, Sequenzen und Sammlungen von Bildern kulturspezifischer Muster zeigt.
So begann etwa Karl Blossfeldt im Jahr 1898 Pflanzen, Samen und anderes Anschauungsmaterial aus der Natur zu fotografieren. August Sander hingegen bemühte sich in seinem Meisterwerk "Antlitz der Zeit" (1929) um eine wirklichkeitsgetreue Fotografie, die es ihm erlaubte, unterschiedliche gesellschaftliche Schichten des frühen zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland herauszuarbeiten und zu kontextualisieren.
In den letzten Jahrzehnten nutzten Fotografen das Format des Studioporträts oder der typologischen Struktur wiederholt als Ausgangspunkt für anspruchsvolle kritische Untersuchungen und um bestimmte soziale oder historische Milieus zu erfassen: Richard Avedons 69-teilige Serie "The Family" zeigt das politische Establishments der USA vor der Präsidentschaftswahl im Jahr 1976, während Accra Shepp in einer umfangreichen Porträtreihe eine Chronik der Occupy Wall Street-Proteste zwischen 2011 und 2012 erschafft.
Die ungeheure Vielfalt der ausgestellten Werke zeigt bedeutende, globale Entwicklungen in der zeitgenössischen Fotografie, die sich die typologischen Organisationsformen der großen Fotografen der Geschichte zum Vorbild nimmt und gleichzeitig ihren Blick erwartungsvoll auf die Anwendungsmöglichkeiten dieser Modelle für die Bildproduktion im 21. Jahrhundert richtet.
Die Rencontres d'Arles finden seit 1969 jährlich in Südfrankreich statt und haben sich seitdem zum wichtigsten internationalen Fotofestival entwickelt. Jeden Sommer können Besucher*innen mehr als 60 Ausstellungen in den historischen Gebäuden der Stadt besuchen. Während in der Eröffnungswoche auch Arbeiten renommierter Künstler*innen gezeigt werden, präsentiert das Festival fast ausschließlich unveröffentlichte Werke und dient jungen Fotograf*innen häufig als Sprungbrett.
Les Rencontres d'Arles
34 Rue du Docteur Fanton
13200 Arles
Frankreich
+33 4 90 96 76 06
www.rencontres-arles.com