The Way She Looks
A History of Female Gazes in African Portraiture

Ryerson Image Centre, Toronto
11.9.2019 — 8.12.2019

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Über die Ausstellung

In Zusammenarbeit mit The Walther Collection präsentiert das Ryerson Image Centre (RIC) in Toronto eine umfangreiche Ausstellung, welche die afrikanische Porträtfotografie aus der Perspektive von Frauen untersucht, die entweder die Rolle des Subjekts oder der Fotografin einnehmen. Kuratiert von Sandrine Colard, zeigt The Way She Looks: A History of Female Gazes in African Portraiture zeitgenössische Werke von Künstler*innen sowie Studioporträts aus dem 20. Jahrhundert und frühe koloniale Bilder und Alben, die ausschließlich aus den Beständen von The Walther Collection stammen.

NV 614 Nonstikelelo Lolo Veleko Nonkululeko
Nontsikelelo "Lolo" Veleko, Nonkululeko, "Beauty is in the Eye of the Beholder", 2003
NV 298 Nonstikelelo Lolo Veleko Cindy Nkuli 2003
Nontsikelelo "Lolo" Veleko, Cindy and Nkuli, "Beauty is in the Eye of the Beholder", 2003

In der Geschichte der Fotografie wurden die Körper der afrikanischen Frauen immer wieder objektiviert und fetischisiert. Gleichzeitig zählt der afrikanische weibliche Blick zu einem der am wenigsten untersuchten Themen in der Kunstgeschichte und den Bildwissenschaften. In der häufigen Annahme ihrer Machtlosigkeit übersahen die Forscher*innen die Fähigkeit dieser Frauen, ihre eigene Repräsentation zu gestalten. In den seltenen Fällen, in denen dieses Thema untersucht wurde, werden die Blicke von Frauen ausschließlich als Beleg für ihre eigenen "eingeschränkten" Handlungsmöglichkeiten beschrieben. The Way She Looks bietet einen aktuellen historischen Überblick über die Erfahrungen und Wahrnehmung afrikanischer Frauen in der Fotografie und verlagert den Fokus auf die Blicke von Frauen. Dadurch hebt die Ausstellung weibliche Perspektiven hervor, die die männlich dominierte Erzählung des Mediums herausfordern. Mit über 100 Arbeiten von Fotograf*innen aus ganz Afrika betont The Way She Looks die vielfältigen und differenzierten Sichtweisen und Darstellungen von Frauen, in denen sie entweder als fotografische Motive vor oder als Fotografinnen hinter der Kamera agieren.

MS 216 Walther Collection Sidibe Malick Vues De Dos Back View Untitled 1999
Malick Sidibé, Vues de dos (Back View), 1999
JB 932 Jodi Bieber Babalwa 2008
Jodi Bieber, Babalwa, "Real Beauty", 2008

Die Ausstellung gliedert sich chronologisch in drei Teile. Am Beispiel von Fotodrucken, cartes de visite, Postkarten, Alben und Büchern des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus dem südlichen und östlichen Afrika, präsentiert der Beginn der Ausstellung den Moment der ersten Begegnung zwischen afrikanischen Frauen und der Fotografie. Diese Studioporträts und ethnographischen Aufnahmen, ursprünglich Objekte exotischer Neugierde, sind Produkte von unbekannten und bekannten europäischen Fotograf*innen. Trotz der ungleichen Machtdynamik kolonialer Bilder handelt es sich um komplexe Abbildungen, die weit mehr zeigen als nur exponierte und unterwürfige weibliche Subjekte. Afrikanische Frauen nutzten die Fotografie als Mittel der Selbstbestätigung und beauftragten gelegentlich auch Porträts in Studios, die von schwarzen Fotografen betrieben wurden. In dieser Vielzahl von Umständen, die von der Nötigung bis zum Einverständnis reichen, blickten diese Frauen direkt in die Kamera und bewahrten Haltung.

19 C 1748 Moore Macomo and his chief wife cropped
William Moore (attr.), Inscribed: "Macomo and his chief wife" [Portrait of Maqomama and his wife Katyi], Südafrika, ca. 1896
19 C 1495 Barnard Bushwoman and Children South Africa cropped
Samuel Baylis Barnard, Inscribed: "Bushwoman & children S. Africa" [Portrait of !Kweiten ta //ken], Südafrika, 1874–1875
19 C 1533 Lewis Wedding photograph cropped
T. Frederick Lewis, Wedding photograph, Südafrika, frühes 20. Jh.

Der zweite Teil von The Way She Looks zeigt Frauenporträts von namhaften westafrikanischen Fotografen wie Malick Sidibé und Seydou Keïta, die zwischen 1950 und 1990 entstanden sind. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts besuchten afrikanische Frauen regelmäßig Porträtstudios, die vor allem in den Städten eine Blütezeit erlebten. Frauen, die sich vor der Kamera präsentieren wollten, machten sich aufwendig zurecht, wählten ihre Kleidung sorgfältig aus, beauftragten den Fotografen und inszenierten sich während der Studiosessions voller Selbstbewusstsein.

SK 853 Keita Seydou Untitled cropped
Seydou Keïta, Untitled, 1952–1955
SK 145 Keita Seydou Untitled 1952 1955 cropped
Seydou Keïta, Untitled, 1952–1955

So wurde der patriarchalische Blick in den von Männern betriebenen Fotostudios häufig durch die Selbstdarstellung der Frauen offen herausgefordert. Gleichzeitig begannen Dokumentarfotografen, die Erfahrungen afrikanischer Frauen in einer Zeit des rasanten sozialen, kulturellen und politischen Wandels festzuhalten, in der sich viele Nationen auf dem Weg zur Unabhängigkeit befanden und diese zurückgewannen. Dies galt insbesondere für die Jahrzehnte vor und nach dem Ende der Apartheid in Südafrika, in denen zahlreiche Fotograf*innen – weiß und schwarz, aber immer noch überwiegend männlich – selbstbewusste Subjekte in Momenten des Elends, der Freude, des Widerstands und der Verbundenheit aufnahmen.

ZM 291 Muholi Zanele Miss Dvine I 2007
Zanele Muholi, Miss D'vine I, 2007
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Zanele Muholi, Miss D'vine II, 2007

Der letzte Abschnitt der Ausstellung präsentiert eine Reihe bedeutender weiblicher und nicht-binärer Künstler*innen aus Afrika, die seit den 90er Jahren aktiv sind, darunter Yto Barrada, Jodi Bieber, Zanele Muholi, Lebohang Kganye, Grace Ndiritu, Nontsikelolo "Lolo" Veleko, Sue Williamson und Mimi Cherono Ng'ok. Ein Großteil ihrer Werke stellt das herkömmliche Verständnis der fotografischen Repräsentation der afrikanischen Frau in Frage und erforscht ein breites Spektrum an Themen – von feministischen, queeren und geschlechtsspezifischen Themen bis hin zu historischen Ereignissen, Verwandtschaft, Migration, Erinnerung und Verlust. Da die Darstellung schwarzer weiblicher Subjekte weiterhin mit einer reduzierenden und herabwürdigenden Wahrnehmung verknüpft ist und sich eine neue Welle der Frauenbewegung entwickelt, untersuchen diese Künstler*innen einige der zentralen gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit.

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Installationansichten © Larissa Issler, Ryerson Image Centre, 2019

Ausgestellte Werke

    Ausstellende Künstler

    Über die Kuratorin

    Sandrine Colard ist Kunsthistorikerin, Autorin und Kuratorin mit Wohnsitz in New York und Brüssel. Während ihres Studiums richtete sie den Fokus auf die moderne und zeitgenössische afrikanische Kunst (PhD Columbia University), lehrte an der Rutgers University-Newark und wurde 2019 zur künstlerischen Leiterin der 6. Lubumbashi Biennale in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ernannt. Zurzeit arbeitet Colard an einem Buch über die Geschichte der Fotografie in der DRK (2019–2020 Ford Foundation Fellowship).

    Über das Ryerson Image Centre

    Das Ryerson Image Centre (RIC) konzentriert sich auf die Erforschung, Lehre und Ausstellung von Fotografie und verwandten Medien. Sie ist ein aktiver Partner im akademischen Betrieb der Ryerson University, des kulturellen Netzwerks im Großraum Toronto sowie der nationalen und internationalen Künstlergemeinschaft. Das Ausstellungsprogramm untersucht soziale, kulturelle und historische Themen aus verschiedenen zeitgenössischen Perspektiven. Darüber hinaus leitet und fördert das Peter Higdon Forschungszentrum die Untersuchung von primärem Quellenmaterial und bietet Workshops, Vorträge, Symposien und Publikationsprogramme an. Die fotografische Sammlung des RIC besitzt zudem historische Fotografien sowie mehrere Künstler- und Journalismusarchive, wie etwa das der renommierten Black Star Bildagentur mit Fotoreportagen aus dem 20. Jahrhundert.

    Standort

    Ryerson Image Centre
    33 Gould Street
    Toronto, Ontario
    M5B 1W1 Canada
    +1 416 979 5164
    ryersonimagecentre.ca

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