La Maison Rouge, Paris
17.10.2015 — 24.1.2016
The Walther Collection präsentiert mit After Eden die bislang umfassendste Ausstellung an Werken aus den sammlungseigenen Beständen. Von Simon Njami kuratiert und vom la maison rouge in Paris gezeigt, versammelt die Ausstellung mehr als 800 Bilder von den 1880er Jahren bis zur Gegenwart.
Das Konzept von After Eden basiert auf der Vorstellung einer gefallenen, post-paradiesischen Welt, in der die fotografischen Praktiken der Dokumentation, Kategorisierung und Sequenzierung den menschlichen Wissensdurst reflektieren. Die Ausstellung vollzieht die Entwicklung der deutschen konzeptuellen Fotografie im 20. Jahrhunderts nach, um den tiefgreifenden Einfluss von Künstler*innen wie Karl Blossfeldt, August Sander und Bernd und Hilla Becher zu belegen, die mit ihren Werken entscheidend zur Begründung einer von Objektivität und Systematik geprägten Bildsprache beigetragen haben. Gleichzeitig zeigt die Ausstellung Werke zeitgenössischer Künstler*innen aus Afrika und Asien, die sich solche fotografische Konzeption aneignen und auch unterwandern, um künstlerische Eingriffe in ihrer unmittelbaren sozialen und geografischen Umgebung, in der Welt im Allgemeinen und in der Geschichte der Fotografie zu inszenieren.
Das Konzept der Serialität und das Format des Fotoessays – zwei Leitprinzipien, die in der Entwicklung von The Walther Collection selbst von zentraler Bedeutung sind –, finden sich in Landschaftsaufnahmen des südlichen Afrika, in fotografischen Dokumentationen urbaner Räume und ortstypischer Architektur, in Meisterwerken der Porträtkunst des 20. Jahrhunderts sowie in den Arbeiten über Ausdrucksweisen von Identität diverser Künstler*innen aus Afrika, China, Japan, Europa und Nordamerika wieder.
Videoarbeiten führen die Musik und zeremoniellen Rituale vor, die kulturelle Mythologien hervorbrachten, während ein Blick in ein Archiv von ethnografischen Fotografien und wissenschaftlichen Büchern aus dem 19. Jahrhundert die frühsten Verwendungen des Mediums der Fotografie in der Festschreibung von Rassen und Geschlechtern beleuchtet. Durch vergleichende Gegenüberstellungen macht diese Ausstellung die dynamischen Zeichen, Masken, Strukturen und Muster sozialen Ausdrucks sichtbar.
La maison rouge war eine private Stiftung für zeitgenössische Kunst, die sich der Ausstellung von Kunstsammlungen und Einzelpräsentationen zeitgenössischer Künstler*innen widmete. Sie wurde im Juni 2004 auf Initiative von Antoine de Galbert, einem französischen Kunstsammler, gegründet und im Oktober 2018 wieder geschlossen.