The Walther Collection

Konzeptueller Rahmen

The Walther Collection eröffnet ihr Ausstellungs- und Publikationsprogramm mit Momente des Selbst: Porträtfotografie und soziale Identität mit Werken aus ihrer afrikanischen Sammlung. Kuratiert von Okwui Enwezor, präsentiert die Ausstellung Arbeiten afrikanischer Künstler*innen aus drei Generationen und stellt sie in Dialog mit Werken moderner und zeitgenössischer deutscher Fotograf*innen. Diese Verknüpfung von afrikanischer und deutscher Kunst steht modellhaft für die kuratorischen Prozesse, mit denen die Sammlung aktiviert wird. Die jährlich wechselnden Ausstellungen reflektieren thematisch unterschiedliche Aspekte der Sammlung und der Geschichte der Fotografie und stellen sie in vier Projekten in den insgesamt neun Ausstellungsräumen vor.

Im Rahmen der 15. Paris Photo und deren Programmreihe "Private Collections" war eine Auswahl von Werken aus Momente des Selbst: Porträtfotografie und soziale Identität vom 10. bis zum 13. November 2011 im Grand Palais in Paris zu sehen.

Der Weiße Kubus

Der Haupteil der Ausstellung im Weißen Kubus zeigt Fotografien und Videoinstallationen zeitgenössischer afrikanischer Künstler*innen, die sich mit Porträt, Selbstdarstellung, Gender, Sexualität, Performance und Identität beschäftigen. Die Galerie im Obergeschoss präsentiert großformatige Farbfotografien aus dem Spätwerk des nigerianisch-britischen Künstlers Rotimi Fani-Kayode, der in seinen inszenierten Porträts der späten 1980er Jahre ebenfalls Fragen der Sexualität, Erotik und Identität behandelt.

Das Schwarze Haus

Die Ausstellung im Schwarzen Haus zeigt Arbeiten von Bernd und Hilla Becher, Malick Sidibé und J. D. 'Okhai Ojeikere, die sich mit Konzepten von Serialität und der Bildung von Typologien beschäftigen, sowie Santu Mofokeng, der in seiner Arbeit das Porträt als Mittel der Selbstdarstellung im Südafrika des 19. und frühen 20. Jahrhunderts untersucht. Die Schwarz-Weiß-Fotografien von ehemals modernen Industrieanlagen der Bechers, Ojeikeres nigerianische Frisuren, die wie abstrakte Skulpturen aussehen, und Sidibés Studioporträts von Frauen und Männern, die der Kamera ihren Rücken zuwenden, veranschaulichen in dieser Zusammenstellung sowohl intuitiv wie auch formal vergleichbare Ansätze dieser Künstlergeneration.

Das Grüne Haus

Im Grünen Haus werden Meisterwerke der Moderne von August Sander und Seydou Keïta gegenübergestellt – Arbeiten, die im Porträt den gesellschaftlichen Wandel ihrer Zeit sichtbar machen. Die Präsentation zeigt die Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Bild- und Porträtauffassung in der Arbeit beider Künstler.

Die Werke zeigen nicht nur zwei gegensätzliche Momente des 20. Jahrhunderts – das koloniale Mali der 1940er und 50er Jahre und Deutschland der Zwischenkriegszeit –, sondern veranschaulichen auch die gesellschaftlichen und kulturellen Implikationen der Fotografie und zeigen die Veränderungen in den Gesellschaften, in denen die Porträts entstanden sind. In beiden Serien vermitteln die Posen und Gesten, die Subjekte vor der Kamera einnehmen, das Bild eines modernen und selbstbewussten Individuums.

Weitere Informationen und Texte zur Ausstellung finden Sie in dieser Broschüre.