Namibia, geb. 1972; lebt und arbeitet in Darling, Südafrika
Hentie van der Merwe befasst sich in seiner Arbeit mit Fragen der Männlichkeit, Identität und Repräsentation, die er in einigen Arbeiten auf die Themen Militarismus und Fetischisierung des männlichen Körpers zuspitzt. In einer unbetitelten Installation aus dem Jahr 1997 benutzt er Fotos von Soldaten der Südafrikanischen Union, die im Zweiten Weltkrieg in Namibia stationiert waren, und deutet sie um. Diese klinischen Aufnahmen von nackten weißen Soldaten vor neutralem Hintergrund, die sämtliche Kennzeichen einer medizinischen Beschau tragen, präsentiert van der Merwe in einem Raster, wobei der Betrachter sie nur als Spiegelbild sieht. Das Ganze stellt weniger eine Vorführung militärischer Macht dar als Menschen, die zwischen Stärke und Verletzlichkeit oszillieren; dass wir sie nur als Bild sehen, als Spiegelung, untergräbt den kollektiven Drang, ihnen Substanz zu verleihen.
Seine Serie Trappings (2002–2003) wirft ähnliche Fragen auf, aber unter umgekehrten Bedingungen, da sie sich auf die Kleidung und nicht auf den entblößten Körper konzentrieren. Auch hier benutzte van der Merwe Archivmaterial, indem er Militäruniformen aus dem 19. und 20. Jahrhundert abfotografierte, die sich in der Sammlung des South African National Museum of Military History befinden. Er hat die kopflosen Schaufensterpuppen und übergestreiften Uniformstücke aus der Hand und mit langer Belichtungszeit aufgenommen, so dass sie völlig verschwommen erscheinen und die Lesbarkeit, die Uniformen und militärische Abzeichen eigentlich fordern, verweigern. Van der Merwes Serie Trappings richtet damit den Blick auf die Probleme des militarisierten Körpers, der an die gewaltsame Geschichte des Militärdienstes unter dem Apartheidregime gebunden und ihr gleichzeitig entrissen wird.