Deutschland, geb. 1958; lebt und arbeitet in Düsseldorf
Thomas Ruff studierte von 1977 bis 1985 bei Bernd und Hilla Becher an der Kunstakademie Düsseldorf. Wie die Bechers verfolgt Ruff in seiner Fotografie einen seriellen Ansatz. Schon die Porträts, die Ruff ab 1981 noch während seiner Studienzeit machte, vermitteln einen deutlichen Eindruck von Objektivität und Distanziertheit. Diese nüchternen Farbfotografien junger Deutscher, von denen viele seine Kommiliton*innen waren, präsentieren sich im Stil von Passbildern. Obwohl er alle der Abgebildeten persönlich kannte, sagt Ruff: "Ich arbeitete auf der Grundlage, dass eine Fotografie eine Person oder einen Charakter nicht darstellen kann, dass eine Person zu vielschichtig ist, um in einem Foto erfasst zu werden. Ich kann nur die Oberfläche abbilden." Die strukturelle Ähnlichkeit zwischen den Büstenporträts weckt eher die Vorstellung einer Generation junger Menschen unter staatlicher Überwachung, als die einzelner Individuen, worin sich für Ruff die repressiven politischen Verhältnisse in der damaligen BRD widerspiegeln. Zur selben Zeit experimentierte er mit einem Phantombild-generierenden Apparat der Polizei und schuf mithilfe zweier übereinander gelegter Fotografien imaginäre Porträts potentieller Verbrecher. Ab Mitte der 80er ließ Ruff erstmals großformatige Abzüge von Studierendenporträts mit einer Seitenlänge von über zwei Metern anfertigen. Sein experimentelles Interesse an den technologischen Komponenten der Fotografie behielt Ruff genauso bei, wie seine konsequent analytische Herangehensweise, die auf jede Form von Symbolismus, Narration und Personalisierung verzichtet.