Deutschland, geb. 1954; lebt und arbeitet in Berlin
Thomas Struth begann Ende der 1970er Jahre an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei zu studieren, entschied sich dann aber rasch für die Fotografie. Auf den Rat Gerhard Richters wechselte Struth in die Klasse von Bernd Becher, dessen typologischer und objektiver Ansatz in der Fotografie von Gebäuden und anderen architektonischen Strukturen einen deutlichen Einfluss auf Struths Frühwerk hatte. Die nüchternen Stadtaufnahmen Struths aus den späten 1970er Jahren, aber auch aus einer späteren Serie Ende der 1980er, sind von derselben symmetrischen Perspektive gekennzeichnet wie die Arbeiten der Bechers. Struth stellte seine Plattenkamera in die Mitte der Straße und nutzte einen gleichmäßig bedeckten Himmel, der die Details der Gebäude hervorhob, für Schwarz-Weiß- oder Farbaufnahmen. Diese Bilder sind äußerst detailreich, verraten aber keine emotionale Beteiligung oder ein bestimmtes Interesse, sondern vermitteln einen nüchternen, objektiven Eindruck. Struths entvölkerte Stadtansichten zeigen das, was er als die "unbewussten Orte" im Inneren urbaner öffentlicher Räume bezeichnet. "Ich habe festgestellt, dass bestimmte Teile der Stadt einen emblematischen Charakter haben", sagt Struth. "Sie drücken den Charakter der Stadt aus." In seinen späteren Arbeiten aus den 1980er Jahren wandte er sich Großformaten und stärker kulturell geprägten Orte zu. Er schuf monumentale Farbfotografien von Museen und Kirchen, in denen die Besucher*innen ihren Blick nach oben, auf zumeist außerhalb der Bildfläche liegende Kunstwerke, richten. Daneben verfolgte Struth weiterhin seine strengen Straßenansichten, in denen nur selten eine menschliche Figur auftaucht. In diesen Bildern wird mit der ständigen Wiederholung verlassener Straßen der kaum noch bewusst wahrgenommene öffentliche Raum als irgendwo stets wieder erkennbar, vertraut und doch fremd, gezeigt.