Kenia, geb. 1977; lebt und arbeitet in Nairobi, Kenia
In der kenianischen Hauptstadt Nairobi fahren Scharen von "Matatus" genannten privaten Kleinbussen und Minivans herum, die für den öffentlichen Nahverkehr genutzt werden. Da kein städtisch betriebenes Transportwesen existiert, nutzen viele Hauptstädter*innen diese Fahrzeuge für den täglichen Weg zur Arbeit. Neben ihrer Funktion als Transportmittel spielen die Matatus aber auch in der Jugendkultur Nairobis eine wichtige Rolle. Sie fallen durch grelle Farbigkeit und wilde Bemalung sowie durch Bilder musikalischer Idole und zweideutige Sprüche auf, darüber hinaus dröhnt aus den Matatus häufig laute Musik – meist der neueste Hip-Hop oder Rap –, und das tiefe Wummern der Bässe aus den teuren Sound-Systemen übertönt das Brummen der Dieselmotoren. Junge Fahrgäste wählen die Matatus oft nach der gespielten Musik oder der Dekoration aus (oder beidem), und manchmal wird die morgendliche Fahrt zur Arbeit auch zu einer mobilen Party.
James Muriukis Matatus-Fotos (2005) aus seiner Serie Town zeigen diese Busse, wie sie nach Einbruch der Dunkelheit entweder aus dem Bild rasen oder im Stau stehen. Natürlich lassen sich diese Fotos als Dokumente der täglichen Heimfahrt nach der Arbeit lesen. Doch die starken Kontraste und die Unschärfen mit den verwischten Lichtern verweisen deutlich auf das instabile mobile soziale Netz des spätabendlichen Nairobis. In Muriukis Bildern vermischen sich die Eindrücke von Geschwindigkeit – die Fahrer*innen der Matatus sind wegen ihres waghalsigen, sämtliche Verkehrsregeln ignorierenden Fahrstils berüchtigt – und Lärm, so wie sich die Kakophonie der Straße in der visuellen Information der Fotos abbildet. Die Darstellung der Matatus wirkt wie erfüllt von Musik und Bewegung, und beide lassen sich naturgemäß nicht in einen starren Rahmen zwängen. Ähnlich dem verschwommenen Bild, das man durch die bunten Fenster der Matatus sieht, zeichnet Muriuki ein Bild der dynamischen und hybriden Stadtkultur Nairobis.