USA, geb. 1932; lebt und arbeitet in New York
Duane Michals schafft inszenierte Bilder von realen Begegnungen, von Menschen, die erfundene Szenarien spielen und stellt auf diese Weise den der Fotografie zugeschriebenen Realismus auf die Probe. Die zumeist handschriftlich untertitelten Bildsequenzen erzählen fiktionale Geschichten, die Gefühle und Fantasien nachempfinden, jede ein kleines Moralstück, das sich eines von Michals Lieblingsthemen annimmt: Liebe, Tod, Spiritualität und sexuelle Identität. Duane Michals begann in den 1960er Jahren diese mehrteiligen Fotosequenzen herzustellen und veröffentlichte die kleinen Abzüge, oft mit poetischen Bemerkungen versehen, gesammelt in Buchform.
Eine seiner bewegendsten Sequenzen ist The Violent Act aus dem Buch Real Dreams, in dem Michals schreibt: "Keine meiner Fotografien gäbe es, wenn ich sie nicht erfunden hätte. Das sind keine zufälligen Begegnungen, deren Zeuge ich auf der Straße wurde." The Violent Act ist eine unerklärliche erotische Begegnung, ein gestellter Kampf zwischen zwei nackten Männern, deren erstarrte Posen wie eine Sequenz von Filmstills oder Zeitraffer-Aufnahmen aus einer der fotografischen Studien Eadweard Muybridges wirken. Im Gegensatz zu Muybridges strenger Objektivität strahlt The Violent Act jedoch eine geheimnisvolle und bedrohliche Atmosphäre aus, die durch die verschwommenen Gestalten, den heruntergekommenen Schauplatz und die homoerotische Gewalt noch verstärkt wird. Mit dem Verschwinden des Opfers im letzten Bild kommt zwar die Erzählung zu einem Ende, die Motive bleiben jedoch umso geheimnisvoller.