The Walther Collection

Mali, ca. 1935–2016

Malick Sidibé arbeitete seit den 1960er Jahren in seinem Porträtstudio in Bamako und dokumentierte das Gefühl der Selbstentdeckung, das in Mali nach der Unabhängigkeit aufkam. Sidibé war ein Chronist seiner Zeit und ihrer Menschen und zelebrierte eine neu entstehende Identität im postkolonialen Bamako. In den Studioporträts nehmen die Porträtierten den Rahmen der Fotografie kühn ein. Der Studiohintergrund, die hinzugefügten persönlichen Gegenstände und Sidibés sorgfältige Inszenierung von Position und Blickwinkel fangen den Charakter der Porträtierten ein. In Umkehrung des traditionellen Porträts bietet Sidibés Serie Vues de Dos (Rückenansichten) (1999) ein überraschend intimes Porträt der malischen Gesellschaft. Die porträtierten Frauen strahlen eine ruhige Zuversicht und ein natürliches Selbstbewusstsein aus. Ihre in auffällig gemusterte Stoffe gehüllten Körper sind sensibel komponiert. Ob sie sich abwenden, zurückblicken oder in ihre eigenen Gedanken vertieft sind - Sidibés Porträtierte treten mit den Betrachtenden in Kontakt, ohne ihre eigene Handlungsfähigkeit und Unabhängigkeit zu kompromittieren.

Im Jahr 2007 wurde Sidibé als erster Fotograf auf der Biennale von Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet.