Südafrika, geb. 1972; lebt und arbeitet in Berlin
Seit Mitte der 1990er Jahre hat die in Berlin lebende Künstlerin Candice Breitz ein Werk geschaffen, das sich mit verschiedenen Aspekten von Identitätsstrukturen und psychologischer Identifikation befasst. Schon früh entfalten Breitz' Materialien ein Interesse daran, wie im südafrikanischen Alltag ethnische Herkunft und speziell sexuelle Identität vermittelt werden. In einigen wichtigen frühen Serien zeigt sie weiße Tipp-Ex-Übermalungen von Postkartenmotiven. Die "geweißten" Felder deuten zugleich auf die Banalität einer voreingenommenen Zensur und die Unsichtbarkeit rassistisch kodierter Machtstrukturen. An diese Phase anschließende fotografische Arbeiten fügen pornografische und ethnografische Fetischismen zusammen, um kritische Rückschlüsse ziehen zu können – Arbeiten, die oft mit den Fotocollagen der deutschen Künstlerin Hannah Höch verglichen wurden.
Etwa seit dem Jahr 2000 arbeitet Breitz bevorzugt mit Mehrkanal-Videoinstallationen. Hier untersucht sie nachhaltig die Form des Porträts und die Feinheiten der massenmedial geprägten Erfahrung von Genuss, Lebensfreude und Spaß. Insbesondere für das Feld der Popmusik untersucht Breitz die Aneignung massenkultureller Formen durch die Performativität des Fan-Enthusiasmus. Angelegt ist dieses Thema schon in früheren Arbeiten wie Surrogate Portraits, aus dem Jahr 1998; seinen vollkommenen Ausdruck findet es in den Videoinstallationen Legend, King, Queen, und Working Class Hero, wie auch in der Fotoserie Monuments. In ihren Werken arbeitet Candice Breitz daran, ein Höchstmaß an Exteriorität, also an Äußerlichkeit, herzustellen, verbunden mit einer doppelsinnigen Ambivalenz, die an Andy Warhol erinnert, für den Berühmtheit und Anonymität, Erfolg und Desaster Kontinua darstellten. Zugleich erinnert der archivalische Ansatz in Breitz' Arbeiten an die nominalistischen Fotoraster von Bernd und Hilla Becher, für die eine Ausnahme niemals die Regel bestätigte.
– Samuel T. Johnson