Bernd Becher: Deutschland, 1931-2007;
Hilla Becher: Deutschland, 1934-2015
Angeregt von der neusachlichen Fotografie August Sanders, aber auch aus Leidenschaft für die rasant im Verschwinden begriffene Industriearchitektur Deutschlands begannen Bernd und Hilla Becher in den späten 1950er Jahren anonyme und oftmals bereits ausgediente Fabrik- und Wohngebäude zu fotografieren, die sie in ganz Europa und den USA vorfanden. Einem methodischen Ansatz verpflichtet, folgten die Bechers in ihrer Dokumentation dieser architektonischen Formen und Anlagen einer systematischen und klar definierten Vorgehensweise. Sie erstellten fotografische Reihen, die einzelne bauliche Strukturen sowohl aus unterschiedlichen Perspektiven als auch in ihrer natürlichen und gebauten Umgebungen in den Blick nahmen. Mithilfe ihrer klaren Schwarz-Weiß-Fotografien wollten die Bechers den spezifischen Charakter jedes Gebäudetyps, darunter Wassertürme, Gasspeicher, Hochöfen, Fördertürme und Fachwerkhäuser, so objektiv wie möglich festhalten. Jedes Gebäude wurde dazu in fast identischer Weise aufgenommen: frontal, alleinstehend, aus einer wohl kalkulierten Entfernung, die perspektivische Verzerrungen vermied, und vor einem neutralen bedeckten Himmel. Indem sie hinsichtlich ihrer Bauform und ihrem ursprünglichen Verwendungszweck ähnliche Gebäude zueinander in Bezug setzten, schufen die Bechers eine großangelegte Systematik landesspezifischer Architekturtypen der Industrie- und Alltagskultur. Ab den 1970er Jahren präsentierten sie diese Arbeiten in akkurat angeordneten Rastern, die sie als „Typologien“ bezeichneten.